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Augenblick aufsuchen; indessen sein Sie mir nach einer so langen Abwesenheit herzlich gegrüßt.«
Lothario reichte ihr die Hand und versetzte: »Wenn wir einmal leiden und entbehren sollen, so
mag es immerhin auch in der Gegenwart des geliebten, wünschenswerten Gutes geschehen. Ich
verlange keinen Einfluß auf Ihre Entschließung, und mein Vertrauen auf Ihr Herz, auf Ihren Verstand
und reinen Sinn ist noch immer so groß, daß ich Ihnen mein Schicksal und das Schicksal meines
Freundes gerne in die Hand lege.«
Das Gespräch wendete sich sogleich zu allgemeinen, ja man darf sagen, zu unbedeutenden
Gegenständen. Die Gesellschaft trennte sich bald zum Spazierengehen in einzelne Paare. Natalie
war mit Lothario, Therese mit dem Abbé gegangen, und Wilhelm war mit Jarno auf dem Schlosse
geblieben.
Die Erscheinung der drei Freunde in dem Augenblick, da Wilhelmen ein schwerer Schmerz auf
der Brust lag, hatte, statt ihn zu zerstreuen, seine Laune gereizt und verschlimmert; er war
verdrießlich und argwöhnisch und konnte und wollte es nicht verhehlen, als Jarno ihn über sein
mürrisches Stillschweigen zur Rede setzte. »Was braucht's da weiter?« rief Wilhelm aus. »Lothario
kommt mit seinen Beiständen, und es wäre wunderbar, wenn jene geheimnisvollen Mächte des
Turms, die immer so geschäftig sind, jetzt nicht auf uns wirken und ich weiß nicht was für einen
seltsamen Zweck mit und an uns ausführen sollten. Soviel ich diese heiligen Männer kenne, scheint
es jederzeit ihre löbliche Absicht, das Verbundene zu trennen und das Getrennte zu verbinden.
Was daraus für ein Gewebe entstehen kann, mag wohl unsern unheiligen Augen ewig ein Rätsel
bleiben.«
»Sie sind verdrießlich und bitter«, sagte Jarno, »das ist recht schön und gut. Wenn Sie nur erst
einmal recht böse werden, wird es noch besser sein.«
»Dazu kann auch Rat werden«, versetzte Wilhelm, »und ich fürchte sehr, daß man Lust hat, meine
angeborne und angebildete Geduld diesmal aufs äußerste zu reizen.«
»So möchte ich Ihnen denn doch«, sagte Jarno, »indessen, bis wir sehen, wo unsere
Geschichten hinauswollen, etwas von dem Turme erzählen, gegen den Sie ein so großes Mißtrauen
zu hegen scheinen.«
»Es steht bei Ihnen«, versetzte Wilhelm, »wenn Sie es auf meine Zerstreuung hin wagen wollen.
Mein Gemüt ist so vielfach beschäftigt, daß ich nicht weiß, ob es an diesen würdigen Abenteuern den
schuldigen Teil nehmen kann.«
»Ich lasse mich«, sagte Jarno, »durch Ihre angenehme Stimmung nicht abschrecken, Sie über
diesen Punkt aufzuklären. Sie halten mich für einen gescheiten Kerl, und Sie sollen mich auch noch
für einen ehrlichen halten, und, was mehr ist, diesmal hab ich Auftrag.«  »Ich wünschte«, versetzte
Wilhelm, »Sie sprächen aus eigner Bewegung und aus gutem Willen, mich aufzuklären; und da ich
Sie nicht ohne Mißtrauen hören kann, warum soll ich Sie anhören?«  »Wenn ich jetzt nichts Besseres
zu tun habe«, sagte Jarno, »als Märchen zu erzählen, so haben Sie ja auch wohl Zeit, ihnen einige
Aufmerksamkeit zu widmen; vielleicht sind Sie dazu geneigter, wenn ich Ihnen gleich anfangs
sage: alles, was Sie im Turme gesehen haben, sind eigentlich nur noch Reliquien von einem
jugendlichen Unternehmen, bei dem es anfangs den meisten Eingeweihten großer Ernst war und
über das nun alle gelegentlich nur lächeln.«
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»Also mit diesen würdigen Zeichen und Worten spielt man nur!« rief Wilhelm aus, »man führt uns
mit Feierlichkeit an einen Ort, der uns Ehrfurcht einflößt, man läßt uns die wunderlichsten
Erscheinungen sehen, man gibt uns Rollen voll herrlicher, geheimnisreicher Sprüche, davon wir
freilich das wenigste verstehn, man eröffnet uns, daß wir bisher Lehrlinge waren, man spricht uns
los, und wir sind so klug wie vorher.«  »Haben Sie das Pergament nicht bei der Hand?« fragte
Jarno, »es enthält viel Gutes: denn jene allgemeinen Sprüche sind nicht aus der Luft gegriffen;
freilich scheinen sie demjenigen leer und dunkel, der sich keiner Erfahrung dabei erinnert. Geben
Sie mir den sogenannten Lehrbrief doch, wenn er in der Nähe ist.«  »Gewiß, ganz nah«, versetzte
Wilhelm; »so ein Amulett sollte man immer auf der Brust tragen.«  »Nun«, sagte Jarno lächelnd,
»wer weiß, ob der Inhalt nicht einmal in Ihrem Kopf und Herzen Platz findet.«
Jarno blickte hinein und überlief die erste Hälfte mit den Augen. »Diese«, sagte er, »bezieht sich
auf die Ausbildung des Kunstsinnes, wovon andere sprechen mögen; die zweite handelt vom
Leben, und da bin ich besser zu Hause.«
Er fing darauf an, Stellen zu lesen, sprach dazwischen und knüpfte Anmerkungen und Erzählungen
mit ein. »Die Neigung der Jugend zum Geheimnis, zu Zeremonien und großen Worten ist
außerordentlich, und oft ein Zeichen einer gewissen Tiefe des Charakters. Man will in diesen
Jahren sein ganzes Wesen, wenn auch nur dunkel und unbestimmt, ergriffen und berührt fühlen. Der
Jüngling, der vieles ahnet, glaubt in einem Geheimnisse viel zu finden, in ein Geheimnis viel legen
und durch dasselbe wirken zu müssen. In diesen Gesinnungen bestärkte der Abbé eine junge
Gesellschaft, teils nach seinen Grundsätzen, teils aus Neigung und Gewohnheit, da er wohl
ehemals mit einer Gesellschaft in Verbindung stand, die selbst viel im verborgenen gewirkt haben
mochte. Ich konnte mich am wenigsten in dieses Wesen finden. Ich war älter als die andern, ich
hatte von Jugend auf klar gesehen und wünschte in allen Dingen nichts als Klarheit; ich hatte kein
ander Interesse, als die Welt zu kennen, wie sie war, und steckte mit dieser Liebhaberei die übrigen
besten Gefährten an, und fast hätte darüber unsere ganze Bildung eine falsche Richtung genommen:
denn wir fingen an, nur die Fehler der andern und ihre Beschränkung zu sehen und uns selbst für
treffliche Wesen zu halten. Der Abbé kam uns zu Hülfe und lehrte uns, daß man die Menschen nicht
beobachten müsse, ohne sich für ihre Bildung zu interessieren, und daß man sich selbst eigentlich nur [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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