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hatte man eben seine Freundin gefragt, ob sie einem die Haare frbt. Und
genauso sahen auch Lisas aus.
Sei nett zu ihr, ich helfe ihr gerade beim Lernen, sagte er und sah
mit verschrnkten Armen dabei zu, wie sie im Khlschrank herumwhlte.
Er hatte einen strengen Ton aufgesetzt, doch davon lie sie sich nicht
beeindrucken.
Ach, so nennt man das heutzutage, ja? Ich hob die Brauen und ver-
suchte, den bsen Gedanken daran zu hindern, Gestalt anzunehmen,
doch schlielich gewann er die Oberhand und ich dachte mir, dass es viel-
leicht gar nicht so abwegig war, seinen Teenager rauszuschmeien, wenn
er so unverschmt war! Andererseits hatte ich kein Recht, mir ein Urteil
zu bilden, denn ich kannte sie ja berhaupt nicht. Vielleicht war sie ja ein
Sonnenschein und hatte nur einen schlechten Tag. Dran glauben konnte
ich allerdings nicht so recht, vor allem, als ich mich ihr noch einmal mit
den Worten
Ich bin Emily vorstellte und sie doch tatschlich
Mein Beileid sagte. Dann rauschte sie, mit Lebensmitteln beladen,
an mir vorbei und verschwand in ihrem Zimmer. Tobias Zge verhr-
teten sich und er wollte ihr hinterhergehen, doch ich sagte: Wollen wir
weiterlernen? Er stockte und sah mich an.
Ehrlich, wegen mir musst du das nicht machen. Ich war in ihrem Al-
ter auch nicht besser, da kann dir meine Mutter ein Liedchen singen.
Das war komplett gelogen, denn ich hatte meinen Eltern noch nie
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Probleme gemacht oder war frech geworden, doch ich wollte nicht, dass
es ihm den Tag vermieste. Und auerdem tat er mir leid, denn es war
sicher nicht einfach, einen Teenager grozuziehen, wenn man selbst erst
23 Jahre jung war. Er atmete tief durch und folgte mir dann in sein Zim-
mer. Als er die Tr geschlossen hatte, sagte ich: Ich bewundere dich
dafr, ehrlich. Nicht jeder entscheidet sich dafr, seine kleine Schwester
aufzunehmen. Vor allem kein so junger Mann in seinen Bltejahren. Ge-
gen seinen Willen musste er lachen.
Bltejahren? Ich wedelte mit der Hand.
Naja, du weit, was ich meine. Es ist trotzdem bewundernswert.
Oh ja, vor allem im Moment, denn da wrde ich ihr liebend gerne
den Hals umdrehen.
Ach, sie hat vielleicht nur einen schlechten Tag, versuchte ich ihn
aufzumuntern. Sein Blick war auf die Tr gerichtet, als er sagte: Ja ver-
mutlich. Irgendwie hatte ich aber das Gefhl, dass da noch mehr war.
Ich glaube, sie ist frustriert, weil ich ihr nicht alles bieten kann,
sagte er.
Wie meinst du das?, fragte ich.
Naja, sie will viel unternehmen, mit ihren Freundinnen weggehen
und teure Klamotten haben, aber das ist schwer realisierbar als Vollzeit-
abiturient und mit einem Nebenjob. Bevor ich sie hatte, habe ich wun-
derbar gelebt, aber Teenager knnen ziemlich teuer sein. Er starrte im-
mer noch zur Tr, als rede er mit sich selbst und dann schien ihm be-
wusst zu werden, was er da gerade gesagt hatte und er sah mich schon
beinahe erschrocken an.
Aber & das interessiert dich wahrscheinlich gar nicht und gehrt
auch berhaupt nicht hierher. Entschuldige. Also, wo hapert es noch?,
versuchte er das Thema zu wechseln, doch ich fragte: Bekommt sie denn
kein Kindergeld? Was ist mit eurer Tante und eurem Onkel? Untersttzen
sie dich nicht? Er sah zu mir auf und ich sah ihm an, dass ihm das
Thema unangenehm war.
Das schon, aber & ich denke, ein bisschen mehr Taschengeld wrde
ihr Gemt definitiv aufheitern. Sie will ja unbedingt arbeiten gehen und
sich etwas dazuverdienen, aber niemand will eine Sechzehnjhrige
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nehmen, deshalb &
Meine Mutter knnte das bernehmen, warf ich ein.
Wie das?, fragte er.
Sie ist Praxisschwester und in ihrem rztehaus gehen Studenten
und Praktikanten ein und aus. Die haben da sicher noch was frei, Lisa
knnte Unterlagen ordnen oder die Rume reinigen, da findet sich
bestimmt etwas und aus Erfahrung kann ich sagen, dass sie dort ziemlich
gut zahlen. Ich helfe selbst ab und an dort aus. Nachdenklich sah er
mich an.
Und das wrdest du wirklich tun, ich meine, wo sie doch so & Un-
hflich war? Ach, kein Problem. Das wird sie bestimmt aufmuntern und
fragen kostet ja nichts, antwortete ich.
Den restlichen Tag kam Lisa nicht mehr aus ihrem Zimmer, doch das
strte mich nicht, denn ich amsierte mich auch wunderbar mit Tobias
alleine. Nachdem wir gelernt hatten, fanden wir uns im Wohnzimmer ein
und zippten ziellos durch das Programm. Wir sahen uns Kriminalserien
und Tierdokus an und machten uns ber Talkshow-Gste lustig. Kurzum,
wir amsierten uns so prchtig, wie schon lange nicht mehr, so dass ich
vollkommen die Zeit verga. Als der letzte Sonnenstrahl verschwunden
war, fuhr ich erschrocken hoch.
Was hast du?, fragte Tobias, der ebenfalls zusammengezuckt war.
Ich muss nach Hause, sagte ich. Ein, zwei Sekunden lang sah er
mich an, dann lachte er.
Ist das dein Ernst? Wir haben es zwanzig Uhr!
Ja, aber & ich muss noch lernen. Und ehrlich gesagt, war ich noch
nie so lange alleine bei einem Mann gewesen. Die wenigen Male, die mich
Vicky mitgeschleppt hatte, zhlten nicht, denn da war es immer nur um
sie und ihre jeweilige Flamme gegangen.
Nein wirklich, ich muss morgen frh aufstehen und &
Das muss ich auch, fiel er mir ins Wort, doch ich blieb dabei.
Ich werde jetzt gehen, Tobias, sagte ich bestimmt und erhob mich.
Er stand ebenfalls auf.
Okay, aber nimm bitte die restlichen Kekse mit, ich kann sie nicht
mehr sehen, sagte er und lief mit der Schale in die Kche. Ich folgte ihm
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und sah dabei zu, wie er den Inhalt in Tupperware umlagerte, dann
reichte er sie mir. Lachend nahm ich sie entgegen.
Wow, wie eine echte Hausfrau. Er warf mir einen geknstelten
strengen Blick zu und sagte: Keine Witze ber mnnliche Hausfrauen
bitte! Ist verdammt schwer, einem Teenie hinterherzurumen.
Und du machst das verdammt gut, sagte ich und ttschelte ihm
neckend den Arm. Ich kam nicht umhin, festzustellen, dass er gut gebaut
und wohltuend warm war und als ich mich bei dem Gedanken erwischte,
mein Gesicht an seiner glhenden Haut zu reiben, zog ich die Hand ruck-
artig zurck, als htte ich mich verbrannt. Tobias legte den Kopf schrg,
so als htte er die vernderte Atmosphre auch bemerkt, doch bevor er et-
was sagen konnte, war ich auch schon in den Flur gegangen und zog
meine Schuhe an. Er kam hinterher und als er dasselbe tat, hielt ich ver-
wundert inne.
Was soll das werden?, fragte ich, denn ich hatte da schon so eine
Vermutung.
Na, ich bringe dich nach Hause, antwortete er und das in einem
Ton, als wre die Frage vollkommen absurd.
Quatsch, das sind doch blo drei Stationen, die schaffe ich schon
selbst. Doch er ignorierte meine Worte und zog sich schlielich auch
eine Jacke ber. Dann ffnete er die Tr und sah mich abwartend an und
mir blieb nichts anderes brig, als seiner Aufforderung nachzukommen.
Willst du deiner Schwester nicht Bescheid geben, dass du weggeh-
st?, fragte ich, als wir im Fahrstuhl waren. Er schnaubte.
Und du glaubst wirklich, das wrde sie interessieren? Sie hat gerade
ihre rebellische Phase und ignoriert alles, was ich sage. Ich hoffe, das legt
sich bald, meinte er. Nun war ich es, die lachte.
Da kannst du noch lange warten. Willkommen in der Pubertt.
Sechs
Ich sprach noch am selben Abend mit meiner Mutter und sie versprach,
gleich am nchsten Tag in der Praxis nach einem Aushilfsjob zu fragen.
Drei Tage spter unterschrieb Lisa ihren Vertrag, doch womit ich beim
besten Willen nicht gerecht hatte, war, dass ich sie einarbeiten musste.
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