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schneuzten sich und husteten. Niemand rauchte. Unter den
armen Rittern der Tafelrunde befanden sich nur drei
Frauen, alle etwa im gleichen Alter zwischen fünfzig und
sechzig, alle drei mit Fellmützen, alle drei allein, getrennt
voneinander, und die Männer sprachen nur zögernd mit
ihnen, und wenn sie nicht angesprochen wurden, aßen die
Frauen schweigend und langsam weiter.
»Wir suchen Aladin«, sagte ich. »Die Autoaufbrüche
gehen uns nichts an. Hatte Aladin bestimmte Straßen,
bestimmte Viertel, wo er seine Autos knackte?«
Holder redete nicht mehr mit uns.
»Weißt du, was komisch ist?«, sagte ich und sah ihn von
der Seite an. Er pulte sich Krümel aus den Zähnen.
»Anscheinend hat Aladin damit gerechnet, dass sein
Bruder die letzte Runde erreicht, sonst hätte er dich und
deine Freundin nicht zum Konzert eingeladen. Das
Konzert ist der Abschluss eines Wettbewerbs, hast du das
gewusst?«
Er schraubte seinen Kopf herum. »Bin ich dein
Beichtvater? Da hinten ist die Tür, da gehts zur Beichte.«
Er schraubte seinen Kopf wieder nach vorn. Ich sagte:
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»Ich kenne seinen Bruder, er schenkt dir zwei Freikarten,
das weiß ich. Du darfst das Konzert auf keinen Fall
versäumen, für dich als Gitarrenexperte wird das ein
Erlebnis. Ich kann das beurteilen, ich habe ihn schon
spielen hören.«
»Ich bin kein Gitarrenexperte«, sagte Holder vor sich hin.
»Wann hast du Aladin zum letzten Mal gesehen, Holder.
Das ist sehr wichtig für uns.«
»Keine Ahnung.«
»Warst du an Dreikönig am Jakobsplatz?«
»Ich führ kein Tagebuch.«
»Erinnere dich bitte«, sagte ich.
»Letzte Chance auf Suppe!«, rief Lisl Schäfer durch den
Raum.
Sofort erhoben sich mehrere Männer, den weißen Teller in
beiden Händen, und bildeten wie antrainiert eine Schlange.
»Sein Bruder macht sich große Sorgen, Holder«, sagte ich.
»Hilf uns!«, sagte Martin, der Holder gegenüber saß und
ungeduldig mit einer Streichholzschachtel spielte.
»Als ich mit ihm unterwegs war«, sagte Holder, machte
eine Pause und drehte mir halb den Kopf zu, »das war
drüben am Park, an der Straße, wo die Parkplätze sind,
und hinten, wo die Schule ist. Da sind keine Häuser direkt
daneben, da steht nicht dauernd jemand am Fenster und
macht den Blockwart. Da waren wir, und das war das
letzte Mal, dass ich ihn gesehen hab.«
»Wann war das?«, fragte ich.
»Vor einem Monat ungefähr«, sagte er und warf einen
Blick zu den Männern vor Lisls Suppentopf.
»Und danach?«, sagte Martin.
»Ich will jetzt noch was essen«, sagte Holder, stand auf
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und nahm wie die anderen den Teller in beide Hände.
»Und sonst weiß ich nichts. Ich war dann nicht mehr in
der Gegend, ich war mit meiner Freundin unterwegs.
Woanders.«
»Aber er hat versprochen, dir die Konzertkarten zu
bringen«, sagte ich.
»Hörst du nicht zu? Die Senta hat heut Geburtstag! Und
wo sind die Karten?«
»Weißt du, wo das Konzert stattfindet?«, sagte ich.
»Im : Substanz9 !«, sagte Holder laut.
»Wir beide sind auch dort, komm mit deiner Freundin
hin, ihr braucht keine Eintrittskarten.«
»Aha«, sagte Holder. »Polizeiliche Autorität.«
»Komm einfach hin«, sagte ich.
»Volvos«, sagte er, stieg über die Bank und stützte sich
auf dem Rücken des Mannes neben ihm ab.
»Bitte?«, sagte ich.
»Volvos waren seine Lieblingshotels.«
Auf der anderen Seite der Karl-Theodor-Straße begann
der Luitpoldpark, dessen Südseite Parkplätze säumten und
an dessen Ostseite die Borschtallee vorbeiführte, in der
ebenfalls Fahrzeuge parkten. Wir gingen von einem Auto
zum anderen. Über uns schrien Krähen, die sich auf den
grauen Ästen der Linden niederließen, und in der Ferne
sprang ein Dobermann durch den schmierigen Schnee.
Auf manchen Autos war der Schnee noch immer gefroren,
und die Fenster waren vereist. Am Gymnasium kehrten
wir um. Kein Wagen war aufgebrochen worden, in keinem
schlief ein Obdachloser.
»Ich fahre dich nach Hause«, sagte ich. Von der
Hiltenspergerstraße, in der ich unseren Wagen abgestellt
hatte, bis in die Albrechtstraße, wo Martin wohnte,
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brauchte ich um diese Zeit höchstens fünf Minuten. Martin
rauchte, blickte über die Straße zur Backsteinfassade von
St. Sebastian, vergrub die Hände in den Hosentaschen und
behielt die Zigarette im Mundwinkel. Damals, nach dem
Abitur, das wir beide knapp geschafft hatten, beschlich
uns eine elementare Ratlosigkeit, was die Zukunft betraf,
und das Einzige, was wir sicher wussten, war, dass wir
nicht zur Bundeswehr wollten. Martin hatte zudem kein
Interesse am Zivildienst, obwohl wir beide bereits mit
siebzehn Jahren den Wehrdienst verweigert und uns bereit
erklärt hatten, ersatzweise eine soziale Tätigkeit zu über-
nehmen. Auf den Formularen, die wir bei der Musterung
ausfüllen mussten, stand in roten Großbuchstaben »KDV«,
für Kriegsdienstverweigerer, als rüste sich die Bundes-
wehr, die sich nicht einmal Armee nannte, für einen Krieg.
Es war Martins Idee gewesen, sich bei der Polizei zu
bewerben, und da ich nicht viel mehr an Perspektiven [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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